Geschichtsverbund Thüringen
Arbeitsgemeinschaft zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Grenzmuseum Schifflersgrund, Asbach

Im Zuge der friedlichen Revolution und der Öffnung der innerdeutschen Grenze im November 1989 begannen die Organe der Grenztruppen der DDR unverzüglich die Sperranlagen im Grenzgebiet abzubauen und zu demontieren. Trotz der Freude über das Ende des DDR-Regimes und dem Verlangen nach Beseitigung der Spuren dieser unmenschlichen Grenze haben Bürger aus Bad Sooden-Allendorf im Frühjahr 1990 eine Idee entwickelt, Teile dieser ehemaligen Grenzsperranlagen zu sichern und der Nachwelt als Mahnung zu erhalten. Am 03. 10.1991 wurde offiziell das Grenzmuseum Schifflersgrund eröffnet.

 

Der Standort Schifflersgrund hatte eine besondere Bedeutung bei der Auswahl, da an dieser für Besucher exponierten Stelle, die Grenzsperranlagen sehr gut einzusehen waren und man Besuchern und Gästen deren Funktionsweise anschaulich erläutern konnte. Außerdem war es war der Tatort von Heinz-Josef Große am 29.03.1982.

 

Nach dem tragischen Tod von Heinz-Josef Große gewann dieser Ort eine größere Bedeutung und durch die Errichtung der Mahnstätte war dieser Punkt Plattform für die die jährlichen Gedenkfeiern für Heinz-Josef Große und den 17.06. Nach Errichtung der Mahn- und Gedenkstätte errichteten die Grenztruppen auf dem gegenüberliegenden Plateau einen BT III von dem aus die Grenzaufklärer die Teilnehmer der Veranstaltungen beobachteten und fotografierten. Die Mahn- und Gedenkstätte wurde in den 80 er Jahren mehrfach von Grenzaufklärern verwüstet.

 

Zu Beginn der Arbeit des Museums wurden der Original-Grenzzaun auf einer Länge von über 1000 m und ein Beobachtungsturm gesichert. Es folgte nach Aufgabe der GÜST (Grenzübergangsstelle) Wahlhausen im April 1990 der Ankauf und die Umsetzung der Kontrollhütten vor dem Hintergrund, dass die bis dahin im Bürgerhaus von Bad Sooden untergebrachte Grenzinformationsstelle vom damaligen Bürgermeister aufgelöst wurde und das Informations- und Anschauungsmaterial sollte entsorgt werden. Die Mitglieder des Museums sicherten das Ausstellungs- und Informationsmaterial als Grundstock des Museums.

 

Das Grenzmuseum hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und es wurden die verschiedenen Alleinstellungsmerkmale in Form von Ausstellungen, Exponaten, Seminaren und Vorträgen aufgearbeitet.

 

Neben der Gedenkstätte Heinz-Josef Große befindet sich das Museum auf dem Flächenaustauschgebiet des Wanfrieder Abkommens vom September 1945. Das Wanfrieder Abkommen zwischen den amerikanischen und russischen Streitkräften hatte eine besondere strategische Bedeutung für die Versorgung der amerikanischen Truppen in Europa. Für die betroffenen Dörfer und Gemeinden um Bad Sooden-Allendorf, die fortan unter russischer Besatzung standen, begann eine Zeit geprägt von Willkür, Restriktionen und Zwangsaussiedlungen.

 

In unmittelbarer Umgebung des Grenzmuseums, auf dem Meißner, befanden sich die Abhöranlagen der amerikanischen und deutschen Nachrichtdienste, die mit ihrer Technik in der Lage waren den Funkverkehr bis zum Ural zu verfolgen. Über den Grenzübergang Herleshausen erreichten viele ehemalige DDR-Häftlinge, Bürger mit Ausreisantrag oder freigekaufte Bürger die Bundesrepublik Deutschland. Der operative Vorgang der Stasi im August 1989, als von hessischer Seite auf Häuser in Wahlhausen geschossen wurde, die Deportationen und das Leben im Grenzsperrgebiet sind weitere Inhalte der musealen Arbeit.

 

Die umfangreiche Sammlung an Bildern, Dokumenten, Exponaten und Fahrzeugen der ehemaligen Grenzsicherungsorgane aus Ost und West wird in den nächsten Jahren konzeptionell aufgearbeitet und es wird eine neue didaktische Ausrichtung als Gedenkstätte, außerschulischer Lernort und Technikpark geben. Der Außenbereich des Museums ist Teil des grünen Bandes und um das Museum herum sind im Grenzgebiet Wege angelegt, an denen Künstler auf verschiedenste Art und Weise das Thema der Grenze und der ehemaligen deutschen Teilung interpretieren.